Abstract zum Abendvortrag am 20. November 2017 von Klaus Wolf
im Rahmen der Tagung“ En route to a shared Identity: Perspectives, new sources and unknown networking groups in past and present on the History of Central Europe“
Montag, dem 20. November 2017, um 18:30 (s.t.)
im Lesesaal der Bibliothek des Instituts für Geschichte, Universitätshauptgebäude, 2. Stock
Prof. Dr. Klaus Wolf
(Augsburg)
MAGISTER – MINISTER – MÖNCHE – MEDIZINER: DIE MITTELALTERLICHE WIENER UNIVERSITÄT ALS KNOTEN EINES WISSENSNETZWERKS
Die 1365 gegründete Alma Mater Rudolphina hatte sich unter habsburgischer Protektion von Anfang an ein intensives Bildungsprogramm zum Nutzen der Landesherrschaft auferlegt. Deshalb wurden lateinische und deutsche Traktate sowie Bilder gezielt zur Belehrung der Laien im Lande vom Landeshauptmann bis zum Apotheker eingesetzt. Die Wiener Schule wirkte aber weit über die habsburgischen Territorien hinaus. Auch die wittelsbachischen Teilherzogtümer und süddeutsche Reichsstädte waren die Nutznießer.
Als besonders fruchtbar erwies sich dabei das Melker Netzwerk, denn das Kloster war nicht nur quasi eine Filiale der Wiener Universität, sondern auch Ausgangspunkt der benediktinischen Melker Reform, die beispielsweise für Tegernsee oder das Augsburger Ulrichskloster kulturprägend wirkte. Mit Jean Gerson als Gastprofessor in Melk wirkte dort zudem die Pariser Frömmigkeitstheologie im Sinne eines europäischen Reformnetzwerks.
Der Vortrag will nicht zuletzt überlieferungsgeschichtlich nach den monastischen und landesherrlichen Netzwerken der Wissensdistribution und multimedialen Performanz der Wiener Schule fragen.
Prof. Dr. Klaus Wolf und ist seit 2012 Lehrstuhlinhaber der Professur für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayern an der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg. Er habilitierte sich dort 2005 mit dem Thema Hof – Universität – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Untersuchungen zum deutschen Schrifttum der Wiener Schule des Spätmittelalters, Wiesbaden 2006 (Wissensliteratur im Mittelalter. Bd. 45). Er hat umfangreich zur mittelalterlichen Literatur des 14. Jahrhunderts und zur Mittelalterrezeption publiziert und ist Herausgeber mehrerer Reihen und Editionen. – Ferner war Klaus Wolf Mitarbeiter in den DFG-Projekten „Schrifttum der Wiener Schule“ und der Edition der Werke des „Österreichischen Bibelübersetzers“ am Lehrstuhl von Prof. Dr. Johannes Janota und nahm von 2006-2010 Vertretungsprofessuren in Köln, Würzburg, Augsburg und Heidelberg wahr.
Begrüßung: Univ.-Doz./PD Dr. Adelheid Krah, SL
Moderation: Prof. Dr. Christian Lackner
Beitragsbild: Stiegenhaus im Hauptgebäude der Universität Wien, Foto Beate Pamperl